Wer kann sich in unserer Generation noch an die Entstehung des Internets erinnern? Oder an die ersten Computer? Oder an die Schreibmaschine? Vermutlich niemand mehr so richtig. Was wird in 20 Jahren sein, wenn unsere heutige Technik längst überholt ist? Wird man sich da noch an Facebook, Twitter und Smartphones erinnern? Um diesem Vergessen entgegenzutreten, hat die Autorin Kathrin Passig ein Blogprojekt initiiert. Dort schreiben mehrere AutorInnen über ihren Alltag und ihre Probleme mit Technik, sei es Computer, Handy, Schreibmaschine oder Internet. Der Name ist dazu passend gewählt: Techniktagebuch. Was genau steht drin und wer kann überhaupt mitmachen? Digitur hat das Blog unter die Lupe genommen.
Die Entstehung
Das Techniktagebuch ist auf der Blogging-Platform Tumblr angesiedelt. Dort können Beiträge auf ein beliebiges Datum zurückdatiert werden, was für die Konzeption des Blogs optimal ist. So können die AutorInnen weit zurückliegende Erlebnisse im Nachhinein bloggen und sie einfach auf das entsprechende Datum datieren. Das Blog ist nicht chronologisch nach Verfasserdatum geordnet, sondern folgt der Chronologie des Erzählten. Die Idee zum Techniktagebuch kam Kathrin Passig am 07. Februar 2014, jedenfalls verrät das ein Blogeintrag von ihr. Darin erklärt sie ihre Motivation:
„Eigentlich müsste man eine Art Techniktagebuch führen und mindestens zweimal jährlich, besser noch öfter aufschreiben, was man gerade wie macht und warum.“
Das eigentliche Blog startet sie am 17. Februar 2014 mit dem Beitrag Mein erstes Tumblrdings.
Das Techniktagebuch in Zahlen
Das Prinzip des Blogs beruht darauf, dass sich jeder an diesem Projekt beteiligen kann. Wie viele das tatsächlich tun, zeigen die folgenden Zahlen:
- Februar 2015: nach einem Jahr verzeichnet das Techniktagebuch knapp 100 AutorInnen und 1730 Beiträge
- Februar 2016: nach dem zweiten Jahr sind es bereits 273 AutorInnen und 3516 Beiträge
- der älteste Beitrag (Stand Juni 2016) ist auf die zweite Junihälfte 1933 datiert
Dass das Techniktagebuch nicht nur bei den vielen Schreibern Anklang findet, sondern auch eine breite Leserschaft hat, zeigt sich an den mittlerweile drei E-Book Veröffentlichungen:
- Februar 2015: Wir hatten ja nix! – Ein Techniktagebuch
- Mai 2015: Unendliches Volumen (Aber gedrosselte Geschwindigkeit): Ein Techniktagebuch
- Februar 2016: Besser als befürchtet, aber schlechter als gut: Das neue große Techniktagebuch
Mitmachen leicht gemacht?
Seit Januar 2016 wird das Techniktagebuch vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach archiviert. Außerdem gibt es das Blog bereits seit August 2014 als Android App. Bei so viel Erfolg möchte man doch Teil dieses tollen Projekts sein und wer, wenn nicht Digitur könnte über den alltäglichen Technikwahnsinn berichten? Aber geht das so einfach? Die Antwort ist: Ja! Das Techniktagebuch ist so aufgebaut, dass wirklich jeder, der etwas über das Thema zu berichten hat, ganz leicht mitmachen kann. Sogar ohne Blogerfahrung oder Vorkenntnisse. Einfach auf dem Blog auf Gastbeitrag schreiben in der Sidebar klicken und schon kann’s losgehen. Ob jeder Beitrag gebloggt wird und wie lange das dauert, wissen wir noch nicht. Wir werden aber darüber berichten, sobald es unser Beitrag geschafft hat!
Bis dahin bleibt zu sagen, dass das Techniktagebuch ein wirklich tolles Projekt ist. Egal, ob man selbst mitmacht oder sich nur an den Erlebnissen der AutorInnen erfreut. Wer nicht auf das nächste E-Book warten will, der kann den Blog auf der Website oder bei Twitter in Echtzeit verfolgen.
Janna Reichmann