Der Talmud ist essenziell für jüdische Studien, die Texte bisher aber nur schwer oder hochpreisig zu beschaffen – ein Online-Projekt will dem Abhilfe schaffen. Der Talmud (hebr., „Lehre“/„Studium“) ist eine der bedeutendsten Schriftstücke des Judentums und eine Jahrhunderte alte und ständig erweiterte Sammlung. Sie besteht aus Auslegungen der jüdischen Regeln in Form von Überlieferungsgeschichten und der Einteilung in die praxisnahe Auslegung der gesetzlichen Vorschriften und erzählerischen wie auch erbaulichen Betrachtungen. Diese beziehen sich aufeinander und stehen nicht selten im Gegensatz. Der erste Druck des Talmud stammt von dem Christen Daniel Bomberg, der zwischen 1516 und 1539 tätig war und dessen eingeführte Folio-Zählung heute noch für den Talmud sowie für Verwaltungs- und Gerichtsakten benutzt wird. Folium (lat., „Blatt“) ist die Bezeichnung für ein Pergament- oder Papierblatt in einem Kodex. Die Schriftsammlung steht bisher fast nur in gedruckter Form zur Verfügung und kostet als deutsche Gesamtausgabe rund 300 Euro, eine englischsprachige digitale Version ist für 600 US-Dollar zu erwerben. Günstigere Übersetzungen sind oft nicht zuverlässig.
Doch nun gibt es Abhilfe, die kostenlose digitale Gesamtausgabe des William Davidson Talmud soll die jüdischen Studien erleichtern, so hoffen die Macher des Online-Projekts Sefaria. Die Digitalisierung und Veröffentlichung der Texte im Netz sind durch die Creative-Commons-Lizenz (CC BY-NC 4.0) möglich und mithilfe finanzieller Unterstützung der William Davidson Foundation realisiert worden. 2011 kam die Idee für Sefaria, ein Jahr später folgte bereits eine Betaversion der Plattform. Diese soll aber nicht vornehmlich der Archivierung der alten Werke dienen, sondern in der Wiederbelebung der alten Texte und als Hilfsmittel beim Erlernen der jüdischen Schriften seinen Nutzen finden. 2013 hat die Organisation begonnen eine besonders bekannte Sammlung und Übersetzung der jüdischen Schriften des Talmud ins Internet zu stellen. Insgesamt sollen 37 Traktate in modernem Hebräisch und antikem Aramäisch sowie einer englischen Übersetzung im Laufe des Jahres nach und nach online publiziert werden, so die Verantwortlichen. Mittlerweile gibt es die virtuelle Bibliothek sogar als App, sodass von Android und iOs auch jederzeit mobil auf die Daten zugegriffen werden kann.
Chantal Otterbein