Wie spricht man über Literatur? Das war eine der zentralen Leitfragen des Workshops Feuilletonistisches Schreiben, der am 12. November 2015 an der Universität Essen stattfand. Organisiert wurde er vom Forum Kalliope im Rahmen der Beitragsreihe Fünf Gesichter zum Buch. Gegenstand der Diskussion war auch die Frage nach der Funktion des Schreibens für das Feuilleton und dem Status eines Literaturkritikers beziehungsweise Bloggers. Dazu war Stefan Mesch als besonderer Gast vor Ort, der während des Abends Einblicke in seine Arbeitsprozesse gab und den Teilnehmern das Berufsbild eines freien Journalisten und Literaturkritikers näher brachte.
„Ich bin genau richtig, da wo ich bin. Denn ich mache jeden Tag das, was ich machen will.“ Das tut der 32-jährige Sinsheimer (Baden) tatsächlich. Nachdem Mesch Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim studiert hatte, begann er nach einem Auslandsaufenthalt als Literaturkritiker und freier Journalist für ZEIT online, den Berliner Tagesspiegel und Deutschlandradio Kultur. Heute schreibt Mesch an Zimmer voller Freunde, seinem ersten Roman. Er ist ein ambitionierter Schriftsteller, der voll in seiner Arbeit aufgeht und nach eigenen Angaben selbst dann weiterschreiben würde, wenn er dafür „Blut spenden oder eine Niere verkaufen muss“.
Sein Tipp Nummer eins zum Schreiben: „Macht es, wenn ihr es liebt und schreibt die Texte, die ihr selber lesen wollt. Wenn eure erste Rezension schlecht wird, dann schreibt eine zweite oder eine dritte.“ Außerdem sollte ein Kritiker, laut Mesch, dem Leser eine eigene Meinung ermöglichen. Es muss kein klares „Gut“ oder „Schlecht“ bei seiner Analyse herauskommen, Ambivalenzen dürfen natürlich erkennbar bleiben. Darüber hinaus ist Mesch ein großer Freund des 5-Sterne-Bewertungssystems: „Ich habe keine Probleme damit zu entscheiden, ob das Buch eine Eins oder Fünf für mich war. Viel problematischer finde ich Dauer-Positivbewertungen auf Amazon als einen richtigen Verriss.“ Generell gehört für ihn das Medium Internet bei der Veröffentlichung seiner Rezensionen aber unbedingt dazu: „Online-Texte leben ewig! Ich hasse es, wenn nur im Print veröffentlicht wird.“ Das liegt für Mesch daran, dass Print-Texte schneller verpuffen, obwohl sie, wie er zugibt, immer noch angesehener sind als die online-Versionen. Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass der Schriftsteller ein eigenes Blog führt, auf dem er einen Überblick über seine bisherigen Texte und anstehende Projekte gibt.
Mesch war an diesem Abend ein sehr offener und witziger Gesprächspartner, aber auch realistisch was seinen Job angeht. Darüber hinaus punktete der Workshop vor allem durch die offenen Einblicke in Meschs Leben als textschaffende und gleichzeitig -bewertende Person. Übrigens: Ein Blick auf sein Blog lohnt sich!
Chantal Otterbein und Janna Reichmann
Interessanter Bericht. Macht neugierig auf den Autor