Der Workshop zum Thema „Nach dem geistigen Eigentum? Digitale Literatur, die Literaturwissenschaft und das Immaterialgüterrecht“ an der Universität Duisburg-Essen rückt näher. Digitur hat den Referenten vorab schon mal drei Fragen gestellt – für alle Frühaufsteher, die noch vor dem Workshop wissen wollen, was die Referenten umtreibt.
Prof. Dr. Katharina de la Durantaye hat die Juniorprofessur für Bürgerliches Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin inne und ist Gastprofessorin an der Columbia Law School in New York. Sie hat zahlreiche Schriften über Fragen des Urheberrechts im digitalen Zeitalter veröffentlicht. Außerdem fungiert sie als Sachverständige für den Deutschen Bundestag.
1. Was interessiert Sie am Thema des Workshops „Nach dem geistigen Eigentum?“?
Im 19. Jahrhundert warf der Jurist Josef Kohler die Frage auf, ob der Begriff des geistigen Eigentums nicht durch jenen der Immaterialgüter ersetzt werden sollte. Anlass war ihm die technische Entwicklung in der industriellen Revolution, die Idee, dass der Eigentumsbegriff für das Recht der Autoren und Erfinder zu eng sein könnte. Heute stellt das Internet das bestehende Urheberrecht vor Herausforderungen. Ich finde, es lohnt sich, Kohlers Frage erneut zu stellen: Sollten wir nicht gegen den Begriff des geistigen Eigentums den des Immaterialgüterrechts setzen?
2. Welche Aspekte werden Sie aus Ihrer wissenschaftlichen Arbeit einbringen?
Rechtswissenschaft und Literaturwissenschaft führen in der Auseinandersetzung um das geistige Eigentum unterschiedliche Argumente an, legen dem Begriff verschiedene Bedeutungen bei. Bisweilen entsteht der Eindruck, dass die beiden Diskurse parallel, ohne Berührungspunkte verlaufen – das ist grotesk angesichts der engen Verknüpfung beider Felder in der Praxis. Mir geht es darum, Brücken zu bauen, methodisch und begrifflich die Perspektive der Rechtswissenschaft verständlich zu machen.
3. Welche Fragen und/oder Probleme zum Themenfeld des Workshops sehen Sie als zentral, allerdings bisher noch unbeantwortet an?
Unbeantwortet: sehr viele. Zentral: kommt darauf an, wer fragt. Aus wissenschaftlicher Perspektive scheint es mir wichtig, eine begriffliche Grundlage zu finden, die den verschiedenen Anliegen gerecht wird und interdisziplinär anschlussfähig ist.