Auf der Kö in Düsseldorf reihte sich eine Bücherkiste an die andere. Darunter nicht nur Goethe und Schiller, sondern auch die aktuellsten Bestseller. Ein recht ungewöhnlicher Anblick für diese Straße, auf der sich normalerweise Shopping-Wütige von einem Laden in den nächsten schieben. Allerdings sind Bücherstände für die Besucher der Königsallee nicht gänzlich ungewohnt, denn auch in diesem Jahr fand der 31. Bücherbummel statt. Vom 8. bis zum 11. Juni dreht sich auf der Kö nicht alles nur um Gucci und Prada. Die Literatur bekommt für kurze Zeit eine Aufenthaltsgenehmigung.
Das besondere Bummelerlebnis gibt es schon seit den 80er Jahren und sollte auch dieses Jahr wieder 200.000 Besucher auf die Modestraße in Düsseldorf ziehen. Vielversprechende Aussichten für die fünf Organisatoren Bücherbummel auf der Kö e.V., Heine Institut, Literaturbüro, Zakk und Zentralbibliothek, die sowohl für den Bücherbummel als auch für die Literaturtage zuständig sind. Am Donnerstag um 12 Uhr eröffnete Oberbürgermeister Thomas Geisel, das spektakuläre Kulturevent, das glücklicherweise bei besserem Wetter stattfand als vor drei Jahren.
Im Fokus steht das Buch. Die Literatur. Und natürlich die Kultur, die quasi alles mit einschließt, was möglich ist. Über 70 Stände verteilten sich auf den knapp 400 Metern der berühmtesten Straße Düsseldorfs. Doch auf der Kö ging es an diesen Tagen nicht nur um Bücher und Literatur – wo kämen wir dahin – auch für Livemusik und Performances wurde gesorgt. So konnten sich die Gäste vor dem aufgebauten Eventzelt von unterschiedlichen Künstlern verzaubern lassen, während sie in Liegestühlen Bier und Wein verköstigten. Ergänzt wurde dieses Angebot durch allerlei kulinarische Köstlichkeiten: von Currywurst und Pommes bis hin zu japanischen Spezialitäten. Schleckermäuler kamen auf ihre Kosten. Neben Live Acts, wie der Iserlohner Band Safe by Sound und dem Unterhaltungskünstler Matthias Reuter, fanden im Lesezelt auf der Königsallee Ecke Grünstraße vor allem zahlreiche Literaturlesungen statt. Und auch im Kinderlesezelt wurden die kleinen Gäste bestens unterhalten, sei es mit einer Vorlese- oder Zauberstunde.
Unter den 75 Ständen befanden sich fünfzehn Kuturinstitute, zehn Promotionstände, zwölf abwechslungsreiche Essensangebote, sowie sieben Buchhandlungen und dreizehn Antiquariate. Das Angebot verdeutlichte, was vielen gerade an den Tagen des Bücherbummels nicht bewusst ist: Der Buchhandel steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Das traditionelle Düsseldorfer Buchhaus Stern-Verlag ist nur ein Beispiel dieser Krise. Der Stern-Verlag musste im März 2016 nach 115 Jahren aufgeben. Die Konkurrenz wurde zu groß. Nicht nur mediale Handelsportale, sondern auch Buchkonzerne wie die Mayersche und Thalia gaben dem Stern-Verlag den Rest. Wer genau hinschaute, fand auch auf dem Bücherevent kleine Anzeichen für die Krise. Ein Angebot eines Buchhandels jagte das nächste. So bekommen die Besucher die unglaubliche Chance, drei Bücher für den regulären Preis von einem Taschenbuch zu erwerben, obwohl sich auf den ersten Blick keinerlei Mängel an den angebotenen Exemplaren feststellen lassen. Zwar reihte sich ein Stand an den anderen, doch nicht immer scheinen Literatur und Buch im Fokus zu stehen. Denn nicht nur Schleckermäuler, sondern auch Schnäppchenjäger kamen auf der Kö an diesen Tagen auf ihre Kosten.
Doch die Veranstaltung selbst und natürlich die Literaturtage, in die das Bummelevent eingebettet ist, geben Hoffnung für das Medium Buch sowie für den inhabergeführten Einzelhandel. Die Literaturtage starteten bereits am 6. Juni und gehen noch bis zum 18. Juni. Alles steht unter dem Motto „LIBERTÉ“ (Freiheit), zurückzuführen auf das Werk des Dichters Heinrich Heine. Dieser wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren. Der Leiter des Literaturbüros Michael Serrer hofft, dass die zahlreichen literarischen Lesungen von Peter Stamm, Stefanie Sargnagel oder Caroline Emcke ebenso viele Interessierte anlocken, wie das kulinarische und literarische Sortiment auf der Kö.