Letzte Woche fand die 69. Buchmesse in Frankfurt am Main vom 11. bis zum 15. Oktober statt. Schon seit 1949 reisen zahlreiche Verlage, Buchhandlungen und Autoren in die Großstadt, die für diesen Zeitraum zum literarischen – aber auch politischen – Zentrum wird. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Besucherzahlen leicht an. 280.000 Leseinteressierte besuchten die ca. 4.000 verschiedenen Veranstaltungen.
Gastland war in diesem Jahr Frankreich. Und so flackerte das Gesicht des frisch gebackenen französischen Präsidenten zusammen mit unserer Landesmutti durch die Nachrichten, als am 11. Oktober die Messe eröffnet wurde. Emmanuel Macron reiste mit 250 französischen Künstlern aus den Bereichen Theater, Kino, Literatur und Musik an, die für Diskussionsstoff in Frankfurt sorgen sollten. Derzeit dominieren in den Medien die Tumulte im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Podiumsdiskussion mit dem AfD-Politiker Björn Höcke als Redner.
Die Buchmesse bietet eine Plattform für Kontroversen, Debatten und Diskussionen – und das nicht erst seit gestern. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gründete im Jahre 1949 die internationale Buchmesse, die bereits von Beginn an auf dem Messegelände in Frankfurt stattfand. Seit 1988 wird ein Gastland mit dem Fokus auf die jeweilige Literatur besonders hervorgehoben, sowie in diesem Jahr Autoren und Texte aus Frankreich einen Mittelpunkt der Messe bildeten. Neben dem Gastland spielen aber auch die verschiedenen Preise eine bedeutsame Rolle für die Branche. Der Deutsche Buchpreis (seit 2005) oder der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (seit 1950) werden schon seit Jahrzehnten verliehen und mit hohem Interesse der Öffentlichkeit verfolgt.
Schaut man sich die diesjährigen Neuheiten auf der Frankfurter Buchmesse an, lässt sich ein digitaler Wandel kaum von der Hand weisen. Zum einen wurde erstmals die Frankfurter Buchmesse-App eingesetzt mit der die Besucher einen Einblick über alle Aussteller, Veranstaltungen oder ähnliches bekommen. Zum anderen weisen auch die jüngeren Preise der Buchmesse auf den digitalen Wandel hin: So wurde letztes Wochenende zum ersten Mal der Selfpublishingpreis verliehen (Digitur berichtete bereits), ebenso wie der Buchblog-Award (auch hier gab Digitur schon einen kurzen Einblick). Digitalisierung ist nicht mehr wie vor Jahren ein großer expliziter Themenbereich der Buchmesse, sondern auf dem gesamten Messegelände zu Hause. Trotzdem werden auch dieses Jahr zum Beispiel die digitalen Trends und technischen Entwicklungen in der Publishing Branche präsentiert. Zusätzlich zeigt sich Digitalisierung unaufhörlich in neuen Präsentationsformen der Verlage und Buchhandlungen, wie zum Beispiel durch Videopräsentationen oder den Einsatz von Social Media, und wird schon länger nicht mehr nur als mögliches Problem angesehen, sondern als Chance die Branche weiterzuentwickeln.
Digitur ist gespannt, wie sich die Messe in den kommenden Jahren unter Einfluss einer inhärenten Digitalisierung weiter entwickelt.
Joanna Meißner