Michelle Zauners Debut ist eine autobiographische Nacherzählung über ihr letztes Jahr mit ihrer krebskranken Mutter. Gerade als die beiden sich nach Jahren des Streits wieder einander angenähert haben, kommt die Diagnose und verändert Michelles Leben schlagartig: Sie stellt ihren Jugendtraum von einer Musikkarriere hintenan und zieht zurück ins Elternhaus, um sich um ihre Mutter zu kümmern. Es folgen Berichte über fehlschlagende Chemotherapien, lange Krankenhausaufenthalte und letzte Worte – unterbrochen durch Rückblenden in Michelles Kindheit, die stark durch die wankelmütige Beziehung zu ihrer Mutter geprägt ist.
„Crying in H-Mart“ ist aber nicht ’nur‘ Michelles Nacherzählung eines tragischen Familienschicksals, sondern ebenso ein Liebesbrief an Südkorea; das Heimatland ihrer Mutter. Gemeinsame Urlaube in Seoul sowie haargenaue Beschreibungen der koreanischen Küche nehmen mindestens genauso viel Platz ein, wie chemo-bedingter Haarausfall und Verlustängste. Besonders das eigene Kochen traditioneller Gerichte hilft der Autorin, sich ihrer Mutter und ihrer kulturellen Herkunft nahe zu fühlen und spielt eine erhebliche Rolle in ihrer Trauerbewältigung.
Trotz der schweren Themas macht das Buch Lust auf Reisen nach Busan, auf das Erkunden der Straßenmärkte, auf Kimchi Jjigae, Banchan und Korean Fried Chicken. Leser*innen finden in „Crying in H-Mart“ eine berührend ehrliche Erzählung von der Beziehung zwischen Mutter und Tochter; vom Umgang mit dem nahenden Tod eines geliebten Menschen und vom (Wieder-)Finden der eigenen Wurzeln.