Die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden werden auf der Homepage bereits gezählt. Denn am 21. Juni ist es soweit – in Berlin findet die erste E-Book-Messe Deutschlands statt. Seit einigen Tagen steht das Programm fest und wurde auf Twitter schon eifrig verbreitet. Höchste Zeit, einmal zu schauen, was Projektleiterin Nikola Richter und ihr Team im SUPERMARKT auf die Beine stellen…
Eine E-Book-Messe in einem Supermarkt zwischen Eiern, Kartoffeln und Käse? Natürlich nicht! Einst handelte es sich beim SUPERMARKT in der Brunnenstraße 64 in Berlin-Wedding wirklich um einen Einkaufsladen, doch heute ist daraus ein Konferenz- und Workshopzentrum, ein Café und ein Coworking-Space geworden. Der SUPERMARKT bietet Raum für unterschiedliche Netzwerkevents und digitale Kultur. Klingt also nach der perfekten Location für eine E-Book-Messe. Wer allerdings eine Messe à la Leipzig oder Frankfurt erwartet, der irrt. Die Electric Book Fair soll zwar die traditionellen Buchmessen durch den Fokus auf das E-Book ergänzen, doch ihr Konzept ist ein anderes. Der Eintritt ist frei und auf herkömmliche Messestände und Produktwerbung wird verzichtet. Denn die von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Berliner Senat geförderte Kulturveranstaltung sei laut Nikola Richter vielmehr „ein Treffpunkt für die digitale Literaturszene, ein Schaufenster für digitale Literaturverlage und auch ein Tag für Gespräche, Austausch und das Kennenlernen der vielen Möglichkeiten des digitalen Lesens.“
Das Kuratorenteam um Nikola Richter (mikrotext) besteht im Kern aus Christiane Frohmann (Frohmann Verlag), Fabian Thomas (shelff) und Kommunikationsdesignerin Andrea Nienhaus. Gemeinsam haben sie ein abwechslungsreiches Programm entwickelt. „Wir wollen die am E-Lesen interessierten Menschen erreichen und zeigen, wie lebendig und vielfältig die digitale Literaturszene bereits ist, aber auch Vorurteile gegen das E-Book abbauen, die sich sehr oft nur aus Unwissen speisen“, erklärt die Projektleiterin. Hierfür wird es zwei Bereiche geben. Auf dem Hauptpodium, Electric Enquete genannt, kommen Experten zu Wort. So berichtet Jürgen Schulze als erster literarischer E-Book-Verleger Deutschlands von der Gründung des Null Papier Verlags. Elisabeth Ruge und Johannes Kleske werfen unter dem Titel „Lesen im 21. Jahrhundert“ einen Blick in die Zukunft. Aber auch über heikle E-Book-Themen wie Piraterie wird diskutiert. Das Electric Café hingegen bietet Platz für Gespräche in kleiner Runde, in denen Besucher die Möglichkeit haben, Fragen rund um das E-Book zu stellen. So können sie sich z.B. über das Thema E-Book-Marketing mit Projekt- und Social-Media-Managerin Charlotte Reimann unterhalten oder von Sales-, Creative- und Feel-Good-Managerin Ines Zimzinski erfahren, wie man eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchführt. Wer Gespräche unter vier Augen vorzieht, hat die Möglichkeit, sich über einen Doodlelink an der Bar einen halbstündigen Slot zu reservieren.
Doch auch die Literatur selbst kommt auf der Electric Book Fair nicht zu kurz. So kann man an einem Tisch mit unterschiedlichen Lesegeräten in Werken der beteiligten Verlage schmökern. Oder man nimmt an den verschiedenen Lesungen teil. Bei einem Drink von Barkeeper und Autor Stefan Adrian können Besucher z.B. seiner gesellschaftskritischen Rezeptsammlung „Der Gin des Lebens. Drinklyrik“ lauschen. Wer es experimenteller mag, für den ist vielleicht die YouTube-Poesie vom TRAUMAWIEN ARTCLUB das Richtige. Und selbst für Fußballfans ist gesorgt: Bei Electric Drinking und Musik bietet die Electric Book Fair die Möglichkeit, den Messetag mit dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana ausklingen zu lassen.
Ob Leser, Autoren, Verleger, Self-Publisher, Digitalexperten, Journalisten oder Blogger – jeder ist laut Nikola Richter auf der ersten E-Book-Messe Deutschlands willkommen: „Ich freue mich sehr darauf, dass es losgeht! Und darauf, dass wir mit einem vollen Haus zeigen können, dass das literarische E-Lesen für ein großes Publikum von Interesse ist und Zukunft hat.“
Sabrina Jaehn
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