Die Bloggerinnen von „Das Debüt“, einem Literaturblog, das sich mit Romandebüts beschäftigt, haben in diesem Jahr erstmals einen Bloggerpreis für Literatur ausgelobt. Am 16. Dezember wurde mit Shida Bazyars Debüt „Nachts ist es leise in Teheran“ (2016) der erste Gewinnerroman des neuen Literaturpreises bekanntgegeben. Wir haben zwei der Debüt-Bloggerinnen, Bozena Anna Badura und Sarah Jäger, im Essener „Café Livres“ getroffen und mit ihnen über den Preis und ihre Erfahrungen gesprochen.
Die Idee, einen Preis für Debüt-Romane auszuloben, bestand in der Blog-Redaktion schon länger. „Als wir im Sommer 2015 gemeinsam zum Franz-Tumler-Literaturpreis gefahren sind, haben wir dann zum ersten Mal konkret darüber gesprochen“, erinnert sich Bozena. Die Bloggerinnen informierten sich umfassend und entwickelten das Konzept für ihren Preis. „Das war natürlich sehr viel Arbeit, hat uns aber auch großen Spaß gemacht“, erzählt Sarah. Ausgeschrieben wurde der Preis für deutschsprachige Debütromane, die im Jahr 2016 erstmals erschienen sind. Bis zum 31. Oktober konnten Verlage passende Romane aus ihrem Programm in digitaler Form einreichen. Die genauen Bedingungen sind in der Satzung des Preises festgehalten. „Wir hatten bei der Ausschreibung um Vorschläge von BloggerInnen gebeten und haben daraufhin zahlreiche Empfehlungen erhalten. Diese haben wir dann bei den entsprechenden Verlagen angefragt“, so Bozena. Von der Resonanz auf die Ausschreibung sind die beiden Debüt-Bloggerinnen noch immer beeindruckt: „50 Romane von rund 35 unterschiedlichen Verlagen wurden eingereicht.“
Jeder eingereichte Roman hatte eine echte Chance
Die 50 Einreichungen musste die vierköpfige Debüt-Jury (neben Bozena und Sarah gehören Janine Hasse und Laura Penning dazu) für die erste Stufe des Auswahlverfahrens sichten, um schließlich eine Shortlist mit fünf Titeln zu erstellen. „Dieser Auswahlprozess war viel schwieriger, als wir vorher erwartet hatten. Wir sind alle erfahrene Leserinnen, aber wir mussten uns trotzdem fragen, wie man am besten urteilt, wie sich der eine Roman vom anderen abhebt – und das bei sehr unterschiedlichen Werken, die zudem auf jeden Leser unterschiedlich wirken“, erklärt Bozena. Sarah betont: „Wir haben lange und ausführlich diskutiert und argumentiert. Uns war es wichtig, jedem Buch eine echte Chance zu geben. Das haben wir wirklich sehr ernst genommen.“ Mitte November stand schließlich die Shortlist fest. Daraufhin oblag es der Bloggerjury, in der zweiten Stufe des Auswahlverfahrens den Gewinner zu wählen.
Als Mitglieder der Bloggerjury können sich laut Preis-Satzung BloggerInnen anmelden, deren Blog seit mindestens einem Jahr besteht und die dort in regelmäßigen Abständen literaturspezifische Beiträge veröffentlichen. Gültigkeit erhält ihre Stimme, wenn sie einen Beitrag zu dem von ihnen gewählten Roman-Kandidaten auf dem eigenen Blog posten – in Form einer Rezension, eines Leseeindrucks oder auch nur einer kurzen Begründung. Dadurch bekommt das Auswahlverfahren zusätzliche Transparenz. „Die JurybloggerInnen mussten sich natürlich dieselben schwierigen Fragen bezüglich der Bewertung der Romane stellen, wie wir. Das war sicherlich auch für sie eine Herausforderung, aber auch eine spannende Erfahrung“, meint Bozena.
Großes Engagement der Bloggerjury
Insgesamt meldeten sich 21 BloggerInnen für die Juryteilnahme an, 16 Stimmen wurden tatsächlich abgegeben. Bozena spricht ein großes Lob an die Bloggerjury aus: „Sie haben mit ihrem Engagement unsere Erwartungen weit übertroffen. Die BloggerInnen haben über die von uns zur Verfügung gestellten Leseproben hinaus oft die ganzen Romane intensiv gelesen.“ Sarah ergänzt: „Außerdem haben die BloggerInnen nicht nur zu ihrem jeweiligen Favoriten gebloggt, sondern z. B. auch die anderen Shortlist-Romane rezensiert. Im nächsten Jahr wollen wir ihnen auf vielfachen Wunsch hin noch mehr Zeit für die Lektüre geben.“ Besonders aktiv war u. a. Blogger Marc von Lesen macht glücklich, der auch seine persönliche Shortlist aus den Einreichungen erstellt hat.
Shida Bazyar erhält als Gewinnerin des Preises ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro, das in diesem Jahr von der Literarischen Gesellschaft Ruhr e. V. gesponsert wird. Im Frühjahr wird der Preis feierlich verliehen. Wer neugierig geworden ist, findet hier eine Leseprobe von „Nachts ist es leise in Teheran“ sowie von den anderen Einreichungen. „Wir hoffen, dass die für den Preis eingereichten Debütromane und ihre AutorInnen im Kontext des Preises und durch die Resonanz auf den Literaturblogs der JuryteilnehmerInnen mehr Menschen erreichen“, fasst Bozena das Ziel des Preises zusammen. Der Bloggerpreis soll nach Möglichkeit kein Debüt bleiben, sondern jährlich verliehen werden, wenn es die zeitlichen Kapazitäten der Debüt-Bloggerinnen erlauben.
Von Linda Englisch