Der Workshop zum Thema „Nach dem geistigen Eigentum? Digitale Literatur, die Literaturwissenschaft und das Immaterialgüterrecht“ an der Universität Duisburg-Essen rückt näher. Digitur hat den Referenten vorab schon mal drei Fragen gestellt – für alle Frühaufsteher, die noch vor dem Workshop wissen wollen, was die Referenten umtreibt.
Matthias Spielkamp ist Journalist, Referent und Berater in Berlin und Gründer von iRights.info, der Plattform für Urheberrecht und kreatives Schaffen in der digitalen Welt. Er schreibt über Themen rund um Urheberrecht und Digitalisierung für diverse Publikationen und ist Kolumnist zum Thema bei DRadio Wissen.
1. Was interessiert Sie am Thema des Workshops „Nach dem geistigen Eigentum?“?
Der Begriff „geistiges Eigentum“ ist seit einigen Jahrzehnten wieder stark umstritten, weil sich bei vielen Akteuren die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass das Eigentumskonzept nur sehr schwer auf Immaterialgüter übertragbar ist und dort mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Daher ist es immer interessant, sich darüber zu unterhalten, wie es in der Diskussion weiter gehen kann.
2. Welche Aspekte werden Sie aus Ihrer beruflichen Praxis und Ihren theoretischen Arbeiten zum Thema einbringen?
Drei Themen:
– In meiner beruflichen Praxis, vor allem beim Info-Portal iRights.info, stelle ich immer wieder fest, wie sehr Vorstellung und Realität auseinander klaffen, wenn es darum geht, wie viel „NormalnutzerInnen“ in den Augen von Rechteinhabern und Poliitk über das Urheberrecht wissen oder wissen sollten, und wie auf dieser Disparität dann Gesetzgebungsentscheidungen getroffen werden.
– Ähnlich weit klaffen meiner Ansicht nach Vorstellung und Wirklichkeit davon auseinander, wie stark das Urheberrecht die Urheber, die Kreativen, die Schöpfer tatsächlich schützt.
– Zuletzt die Frage, wie sich unsere Vorstellung von Eigentum/Besitz zu Zugang (Access) verschiebt und welche Auswirkungen das hat.
3. Welche Fragen und/oder Probleme zum Themenfeld des Workshops sehen Sie als zentral, allerdings bisher noch unbeantwortet an?
Einer der Grundwidersprüche der Debatte über „das Urheberrecht“ ist die Annahme eines monolithischen Urheberrechts. Denn sie bringt die Erwartung mit sich, dass es ein zentrales Problem – oder auch zwei oder drei Probleme – gibt, die es zu lösen gilt. Tatsächlich ist es so, dass Romanautoren vor anderen Herausforderungen stehen als Wissenschaftsautoren, Musiker andere Probleme haben als Filmproduzenten, Journalisten andere als Fachbuchautoren, Brettspiele-Hersteller andere als Computerspiele-Hersteller – etc. pp. Ich behaupte daher, dass es außer der Frage zum sich wandelnden Verhältnis von Eigentum/Besitz zu Zugang wenig zentrale, aber unendendlich viele unbeantwortete Fragen gibt.