#verlagegegenrechts: Für die Politisierung der Buchbranche

Unter dem Hashtag #verlagegegenrechts setzt die Kampagne auch im Netz Zeichen.
Bild: http://verlagegegenrechts.de/

Die aktuellen politischen Diskussionen bezüglich des Rechtsextremismus in unserer heutigen Gesellschaft gehen auch an der Verlagswelt nicht vorüber. Bereits 2016 hat das Aktionsbündnis #verlagegegenrechts erste Aktionen auf der Leipziger Buchmesse gestartet, um gegen rassistische Gedanken zu protestieren.  Das Netzwerk #verlagegegenrechts bringt Menschen zusammen, die sich in der Verlagsbranche politisch einsetzen und die Präsenz nationalistischer und rassistischer Verlage, Verleger*innen und ihren Autor*innen kritisieren.

Über 80 Verlage, 200 Einzelpersonen und Initiativen haben sich mittlerweile dem Bündnis angeschlossen. Dazu gehören unter anderem die Büchergilde Gutenberg, der Büchner-Verlag sowie die Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Das ganze Jahr über diskutiert das Bündnis auf Podien und plant weitere Aktionen. Vor allem aber organisiert es Veranstaltungen auf der Frankfurter und Leipziger Buchmesse. Dass es wichtig ist, sich gegen rassistische Gedanken einzusetzen und zu protestieren, zeigt die Kampagne auch auf der eigenen Website und Facebook-Seite. Dort werden Veranstaltungen angekündigt und aktuelle Statements und Positionen geteilt. Auf der Website finden sich regelmäßig Blogbeiträge, die zeigen: Es ist wichtig sich gegen Rechts zu positionieren und sich für eine Politisierung der Buchbranche einzusetzen. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Treffen der aktiven Teilnehmer, bei denen anstehende Veranstaltungen geplant werden.

Wir brauchen Netzwerke, innerhalb derer Menschen miteinander diskutieren, sich stärken und verbinden. Es lohnt sich, um gute Ideen zu streiten und für ein solidarisches Miteinander aktiv einzutreten. Wir müssen nicht alle die gleiche Meinung haben, Kritik ist erwünscht. Aber wegschauen und sich uninformiert geben, stärkt rechte Akteure und lässt diejenigen alleine, die von rechter Hetze verfolgt werden und täglich Diskriminierung und Gewalt erleben

Lisa Mangold ist Mitinitiatorin der Kampagne #verlagegegenrechts. Es sei Zeit, dass Institutionen und Einzelpersonen Haltung zeigen, sich eine Meinung bilden, diese öffentlich äußern und sich mit anderen vernetzen. „Auch die Buchbranche ist hier gefragt. Um sich austauschen und vernetzen zu können, brauchen wir Plattformen und Bündnisse. Und deshalb gibt es Verlage gegen Rechts als Netzwerk und Plattform zugleich.“

#verlagegegenrechts ist dabei vor allem auf der Frankfurter und Leipziger Buchmesse aktiv und hat dazu beigetragen, dass die Buchmessen zu einem Ort politischer Debatten geworden sind. Anfang des Jahres hat die Kampagne außerdem ein Statement gegen rechte Hetze auf der Buchmesse verfasst. Darin heißt es:

Wir treten für die Teilhabe möglichst vieler Menschen an Literatur, Kultur und Bildung ein. Dabei spielt es keine Rolle, welche Herkunft, Sprache, sexuelle Identität und Orientierung oder Religion jemand hat. Wir wehren uns gegen die Ausgrenzung von Menschen aus diesen Gründen in jeder Form – politisch, sozial oder kulturell. (…) Wir fordern die Leipziger Buchmesse auf, aus den verbalen Bekenntnissen zu demokratischen Grundsätzen Konsequenzen zu ziehen und Raum für Meinungsfreiheit zu bieten.

Mehr als 80 Verlage und 200 Einzelpersonen haben das Statement unterzeichnet und damit gezeigt, dass rechtes Gedankengut auch in der Verlagswelt und auf Buchmessen keinen Platz hat.

Dass der Austausch untereinander auch auf den Buchmessen wichtig ist, zeigen viele Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen: Auf der Leipziger Buchmesse hat die Kampagne dieses Jahr, bei 13 hochkarätig besetzten Veranstaltungen im Rahmen des Messeprogramms über LGBTIQ-Rechte, die Funktion von Antifeminismus in der Rechten, Meinungsfreiheit als Kampfbegriff, die Ursachen für das Erstarken rechter Ideologien und Ansätze für Gegenwehr diskutiert.  Darüber hinaus weist die Kampagne noch andere Erfolge vor:

„Wir konnten den Druck auf die Messeleitung in Leipzig und Berlin erhöhen, dass sie sich über die Präsenz rechter Verlage auf ihren Messen Gedanken machen – und sich dazu positionieren. Und auch Verleger*innen und Verlagskolleg*innen positionieren sich zunehmend“,erzählt Lisa Mangold. Allerdings sei es bei den großen Verlagshäusern, was das Thema angeht, derzeit noch ungewöhnlich still: „Hier wünschen wir uns eine politische Debatte, auch über das eigene Programm.“  Auch in Zukunft will sich #verlagegegenrechts weiter vernetzen, austauschen und präsent bleiben. Auf der Leipziger Buchmesse im März gibt es auf Diskussionen und über zehn Veranstaltungen viele Gelegenheiten dazu.

Isabel Grabow

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