Literarisches Online-Projekt: Migration Trail

Die Route der Protagonisten des Online-Projektes Migration Trail kann detailliert mitverfolgt werden.

What would it be like to have to leave your country?

What would it be like to risk everything to get there?

What would it be like to have to pay a smuggler to get where you need to go?

And what would it be like once you finally arrived?

 

Das Internetprojekt Migration Trail stellt diese Fragen unmittelbar an seine Rezipient*innen. Die Nutzer*innen reisen auf virtuelle Art und Weise zehn Tage lang mit den zwei Flüchtlingen Sarah und David. Dabei werden Ereignisse und Hindernisse geteilt, ebenso wie Wünsche, Hoffnungen und Ängste der beiden Protagonisten.

Die Nutzer*innen können Sarah, aus Syrien, und David, aus Nigeria, auf ihrem Weg nach Europa durch Textnachrichten an ihre engsten Angehörigen sehr nah komme – und zwar in Echtzeit. Im Gespräch mit dem Blog Hyperallergic begründet Alison Killing diese Entscheidung: „Wir haben uns dazu entschieden, die Geschichte in Echtzeit zu erzählen, so wird sie für die aktiven Leser drängender und greifbarer – man ist live am Geschehen beteiligt“. Unterstützt wird diese aufgebaute Nähe durch den aktiv betriebenen Twitter-Account (Link), der das Online-Projekt sowie das zugrunde liegende Thema mit zusätzlichen Inhalten unterfüttert. Das Konzept von Alison Killing, Architektin und Stadtplanerin, beruht auf einer zweijährigen Recherche. Gefördert wird das Online-Projekt vom niederländischen Creative Industries Fund, dem Dutch Media Fund und dem Arts Council England.

Über die Textnachrichten und genauen Reiserouten der beiden Flüchtenden hinaus, gibt es für die Nutzer*innen einen Podcast auf der Website. Dort kommen u.a. Mitarbeiter*innen von NGOs zu Wort: Experten und Expertinnen von Hochschulen teilen ihre Meinungen zu den aktuellen Zuständen während einer Flucht. Aber auch Grenzpolizisten, sowie Geflüchtete selbst bekommen Raum, um über ihre Erlebnisse zu sprechen. Migration Trail verdeutlich sehr eindrucksvoll die aktuellen Herausforderungen vor denen Menschen stehen, die den Mut fassen – oder eventuell keine Wahl haben – ihr Herkunftsland zu verlassen. Im Juni war das Online-Projekt für den CIVIS Preis nominiert. Die CIVIS Medienstiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Journalist*innen und Medienschaffende für die Thematiken der Migration, Integration und kulturellen Vielfalt zu sensibilisieren. Dieses Jahr ging die Auszeichnung im Bereich Webangebot an das Projekt Tama Gotcha. Dabei handelt es sich um einen YouTube-Kanal der jungen Schweizerin Tama Vakeesan, die tamilische Wurzeln hat.

Die Idee zur Entwicklung von Migration Trail hatte Killing bereit 2014. Damals kamen immer mehr Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa und begaben sich dadurch in Lebensgefahr. Besonders die Thematisierung der zahlreichen Bootsunglücke in den Medien kamen ihr zu kurz. Was den Anstoß zur Entwicklung des Online Projektes ergab.

Migration Trail bleibt aktuell – nicht zuletzt durch eine aktive Twitter-Seite und die Entwicklung neuer Charaktere, deren Reise die Nutzer*innen mitverfolgen und mitfühlen können.

Joanna Meißner

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