LitBlog Convention: Verlage luden zum Blogger-Treffen

Das Logo der LitBlog Convention.

Das Logo der LitBlog Convention.

Ein Tag, an dem es ausschließlich um Literatur, die Verlagswelt, Autoren und das Bloggen geht – so wurde die erste „LitBlog Convention“ in Köln am 4. Juni 2016 beworben. Im Verlagsgebäude von Bastei Lübbe kamen an diesem Tag Buchblogger, Literatur-Twitterer und Booktuber mit VerlagsvertreterInnen und AutorInnen zusammen. Die „LitBlog Convention“ wurde von fünf in Köln ansässigen Verlagen, Bastei Lübbe, DuMont Buchverlag, DuMont Kalenderverlag, Egmont LYX/INK und Kiepenheuer & Witsch, veranstaltet. Das Interesse war groß: Die 150 Tickets waren laut Angaben der Veranstalter innerhalb einer Stunde ausverkauft. Auch Digitur war vor Ort. Dabei hatten wir auch Gelegenheit, mit einigen der OrganisatorInnen zu sprechen.

Ein gemischtes Programm für LiteraturbloggerInnen

Die „LitBlog Convention“ setzte sich aus einem gemischten Tagesprogramm und einer anschließenden Party zusammen. Angeboten wurden ab 13 Uhr verschiedene kurzweilige Veranstaltungen, wobei jeweils mehrere Angebote parallel liefen. Die BesucherInnen konnten Einblicke in Teilbereiche der Verlagsarbeit, z.B. in die Entstehung eines E-Books, die Arbeit eines Illustrators oder einer Lizenzabteilung erhalten. Außerdem fanden Gespräche mit Autoren statt, die sich und ihre Bücher vorstellten oder über literatur- und verlagsrelevante Fragestellungen diskutierten. So konnte man z. B. Erfolgsautor Frank Schätzing in einer Diskussion mit KiWi-Verleger Helge Malchow über die Frage: „Gibt es ein Rezept für Bestseller?“ erleben oder von Auflagenmillionärin Poppy J. Anderson im Gespräch mit Bastei Lübbe-Vorstand Klaus Kluge mehr über Chancen und Schwierigkeiten des Selfpublishings erfahren.

Das Programm kam bei den BesucherInnen ingsesamt gut an. So waren die Veranstalter überrascht, dass das Foyer (wo es Kaffee und Kuchen gab) tagsüber durchgehend leer blieb und sich alle BesucherInnen ausschließlich bei den Veranstaltungen aufhielten. „Das hat uns natürlich sehr gefreut. Es bedeutet ja, dass alle Programmpunkte, die wir geplant haben, so interessant waren, dass sie keiner verpassen wollte“, sagte Ulrike Meier (KiWi) im Gespräch mit Digitur. Viviane Popp (DuMont Kalenderverlag) ergänzte: „Außerdem war es sehr schön, dass sich die BesucherInnen gut auf die Veranstaltungen verteilt haben und dass somit alle Speaker bzw. AutorInnen Interessenten gefunden haben.“

Blogger im Foyer

150 BloggerInnen waren zur „LitBlog Convention“ nach Köln gekommen. Bild: CC BY-NC-SA 4.0 Kristina Petzold

Aus unserer Sicht wären allerdings einige Pausen im eng getakteten Programm schön gewesen, die den gemütlichen Austausch im Foyer erst richtig möglich gemacht hätten. Was die gleichmäßige Verteilung auf die Programmpunkte betrifft, haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass einige Sessions geschlossen wurden, wenn der Raum voll war. Interessierte mussten dann auf andere Veranstaltungen ausweichen.

Die LitBlog Convention kam gut an

Von der Convention erhofften sich die OrganisatorInnen vor allem persönlichen Kontakt zu und Austausch mit BloggerInnen, nachdem häufig bereits ein langer und reger E-Mail-Kontakt gepflegt wird: Man begegne sich zwar auch auf Messen und anderen Events, doch hier stünden immer nur sehr kurze Zeitfenster zur Verfügung. Christina Knorr (Egmont) sagte uns außerdem: „Es sind auch unterschiedliche Zielgruppen, die durch die teilnehmenden oder veranstaltenden Verlage hier zusammenkommen, da gibt es sicher Synergie-Effekte, neue Impulse und neuen Input.“

Die Veranstaltung muss natürlich auch im Kontext der Diskussion über die Rolle von BloggerInnen im Literaturbetrieb bzw. über das Verhältnis zwischen BloggerInnen und Verlagen betrachtet werden. So ließ die Konstellation, d. h. Verlage laden BloggerInnen zu sich ein und präsentieren dabei sich und ihre AutorInnen, schnell an eine Werbeveranstaltung denken. Auch einige der Programmpunkte im Tagesprogramm hatten eine sehr werbliche Komponente. Das Angebot für die BloggerInnen war trotzdem nicht kostenfrei, die Tickets kosteten immerhin 27 Euro.

Im Verlagsgebäude von Bastei Lübbe wartete auf die BloggerInnen ein volles Programm. CC BY-NC-SA 4.0 Kris­tina Pet­zold

Im Bastei Lübbe Haus erwartete die BloggerInnen ein volles Programm. CC BY-NC-SA 4.0 Kris­tina Pet­zold

Digitur hat in diesem Kontext die BesucherInnen vor Ort nach ihren Eindrücken gefragt. Bei unserer kleinen Umfrage erhielten wir sehr positive Rückmeldungen. Trotz der Ticketkosten, so die Meinung der von uns befragten Gäste, habe sich der Besuch gelohnt und das Event habe durchaus einen Mehrwert für BloggerInnen geboten. Diesen Eindruck bestätigen die Twitter-Reaktionen unter #lbc16. Auch uns hat die „LitBlog Convention“ insgesamt gut gefallen.

Die VeranstalterInnen zeigten sich ebenfalls sehr zufrieden. Annette Geduldig (Bastei Lübbe) sagte uns: „Die Erwartungen haben sich mehr als erfüllt, wir sind total überwältigt, auf welche Resonanz wir gestoßen sind.“ Weiterhin resümierte sie: „Der Austausch, den wir uns gewünscht haben, der hat auch stattgefunden.“ Einige der BloggerInnen, mit denen Digitur gesprochen hat, haben genau diesen Punkt jedoch etwas anders wahrgenommen und hätten sich noch mehr Gesprächsinitiative seitens der Verlage gewünscht.

BloggerInnen und der Literaturbetrieb

Insgesamt hat die „LitBlog Convention“ auch über den Veranstaltungstag hinaus einmal mehr Diskussionen rund die Frage entfacht, welcher Wert BloggerInnen und ihrer Arbeit im Literaturbetrieb beigemessen wird. Stein des Anstoßes war u. a. ein bissiger Artikel von Oliver Jungen im FAZ-Feuilleton (auf faz.net nicht verfügbar). Jungen äußert sich über die Zielgruppe der „LitBlogConvention“ u. a. wiefolgt: „Sie nennen sich Literaturblogger, rutschen mit Geschrei durch den Bestsellerschlamm und halten bei Youtube oder Facebook reihenweise beschwärmte Titel in die Kamera, von denen man in den Feuilletons des Landes nicht einmal ahnt, dass sie existieren […].“ („Wie entsteht ein Mega-Bestseller?“, in: FAZ, 6. Juni 2016)* Deutliche Worte findet dazu z. B. Literaturbloggerin Saskia („Who is Kafka?„).

Oliver Jungen mokiert sich in seinem Text auch über einige der auf der Convention vertretenen AutorInnen und ihre Werke. Sein Artikel kommt im Hinblick auf die Blogger-Relations-Arbeit der Verlage zu dem provokanten Schluss: „Ob es aber Verlagen mit Anspruch, zumindest zweien der Gastgeber also, wirklich nutzt, auf diese Community zu schielen, darf bezweifelt werden.“ Das sehen der OrganisatorInnen natürlich anders: Auf die Frage nach der Bedeutung von BloggerInnen für Verlage, auch im Vergleich zur klassischen Pressearbeit, sagte uns Ulrike Meier (KiWi): „Die Frage ‚Was ist wichtiger, Presse oder Blogger?‘ ist meiner Meinung nach überhaupt nicht mehr zulässig und quatsch. Es sind beides Multiplikatoren, die für die Verlage eine sehr wichtige Rolle spielen.“ BloggerInnen seien allein in ihrer Eigenschaft als Vielleser eine wichtige Zielgruppe für die Verlage. Durch Rezensionen in Blogs ließen sich darüber hinaus auch ganz andere Leserschaften erreichen, als über das Feuilleton oder allgemein über Zeitungsrezensionen.

Ob es eine weitere „LitBlog Convention“ geben wird? Konkrete Pläne gebe es zum jetzigen Zeitpunkt den OrganisatorInnen zufolge noch nicht. Nach dem Erfolg der ersten Convention könnten sie sich eine Wiederholung des Events jedoch bereits gut vorstellen. „Ob in einem Jahr oder in zwei Jahren, ob in Köln oder ganz woanders, ob in der gleichen Konstellation oder in einer anderen, das werden wir sehen.“

Von Linda Englisch & Kristina Petzold

Das Interview führte Kristina Petzold mit Annette Geduldig (Bastei Lübbe), Christina Knorr (Egmont), Ulrike Meier (Kiepenheuer & Witsch) und Viviane Popp (DuMont Kalenderverlag) am Abend der Veranstaltung.

* Artikel abgerufen via Blendle.com.

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